Systemische Familientherapie
Wie aus dem Begriff bereits zu erkennen ist, bezieht Familientherapie die gesamte Familie in Beratung und Therapie mit ein. Familie ist innerhalb der menschheitlichen Kulturgeschichte als „Sozialisationsinstanz“ unbestritten ein Erfolgsmodell. Ihre Mitglieder werden von den jeweils familientypischen Denk – und Verhaltensmustern, Kommunikationsstilen und offen oder verdeckt geltenden Regeln/Geboten beeinflusst und geprägt.
Familie existiert mittlerweile in einer Vielfalt an Typen und Formen. So gibt es beispielsweise Kernfamilien, Großfamilien, Einelternfamilien, Regenbogenfamilien, Patchwork- und Adoptivfamilien. Innerhalb sind dann noch Generationsgrenzen, Eltern -, Partner -, Expartner -, Großeltern- und Geschwisterkonstellationen zu finden. Interessensüberschneidungen und Konflikte sind hier verständlicherweise kaum vermeidbar.
Grenzen sind ein wichtiges Thema mit grundsätzlicher und von alltäglicher Bedeutung. „Klarheit und Durchlässigkeit“, „Innen und Außen“, „Nähe und Distanz“, sowie „Ich und Wir“ sind Begriffspaare die mit dem Begriff „Grenzen“ einhergehen. Abgrenzen ohne Auszugrenzen, Einbeziehen ohne Einzubehalten sind Aspekte die deutlich machen, dass Familientherapie an der Beziehungsgestaltung und der dazu gehörigen Kommunikation ansetzen muss.
Wichtig ist demnach auch die Frage, wie diese Konflikte bisher kommuniziert und ausgetragen wurden oder ob man sie eventuell zum Tabu erklärt hat.
Familien sind vielen Einflussfaktoren ausgesetzt. Einerseits belasten die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, wie Lebensbereich Kita, Schule und Arbeit, die aktuelle Lebenssituation oft stark. Andererseits kommen mitunter auch noch kritische Lebensereignisse, wie Krankheit, Tod, Trennung als Anforderungen hinzu.
Bei entsprechend starker Verunsicherung und Beanspruchung ohne erkennbare Lösungsperspektive entwickeln Kinder und Jugendliche oft alarmierende Verhaltensweisen. Man sagt, sie übernehmen die Funktion von „Symptomträgern“. Die Symptome kommunizieren die „Innere Not“ des Familiensystems und bringen die familiendynamischen Zusammenhänge zum Ausdruck.
Die verschiedenen Symptome wie Ängste, Verhaltensauffälligkeiten, Aggressionen, Schulverweigerung und vieles mehr sind meist Apelle/Lösungsversuche, die vom Symptomträger stellvertretend für die gesamte Familie zum Ausdruck gebracht werden.
Daneben gibt es noch so etwas wie „notwendige Krisen“. Diese ergeben sich aus dem Entwicklungszyklus des Lebens. Auch wenn es zunächst widersprüchlich klingt, Wachstumsprozesse haben nicht selten Krisencharakter. Speziell in den Übergangssituationen wie bspw. der Einschulung, der Geburt des ersten Kindes, dem Auszug des letzten Kindes, entsteht oft erheblicher Neustrukturierungsbedarf.
Weiter wie bisher geht nicht mehr. Das schafft in der Regel Spannungen, Konflikte und macht Angst. Solche eigentlich positiven und vor allem erforderlichen „Entwicklungskrisen“, sind oft nicht minder brisant und auch gefährlich.
Familientherapeuten können helfen, die Sprache der Symptome zu verstehen, um gemeinsam an anderen Lösungen zu arbeiten.
Der Blick richtet sich zuerst auf die vorhandenen Kräfte und Stärken der Familie. Diese Ressourcen werden zusammen aufgespürt und aktiviert. Besondere Belastungen und Anforderungen können nicht immer aus eigener Kraft bewältigt werden. Manchmal heißt Selbstverantwortlichkeit, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen.